Bildausschnitt aus meiner grünen Hölle
Bildausschnitt aus meiner grünen Hölle

Mario Hamann

(Erschienen in der DATZ 07/2013)

Als Mitglied in den VDA-Arbeitskreisen Wasserpflanzen und Labyrinthfische möchte ich mit meinen Zeilen einen kleinen Beitrag zur artgerechten Haltung unserer Aquarienfische leisten. Auf die wissenschaftlichen Hintergründe und die verschiedenen Vorteile bei der Verwendung von „Schwarzwasser“ gehe ich hier nicht detailliert ein und verweise auf die Artikel von Steinberg (2008) und Linke (2011).

Vor gut vier Jahren (2008) begann ich, mit Herbstlaub und Erlenzäpfchen in meinem 128-Liter-Aquarium zu experimentieren. Als ich 2010 ein größeres Becken bekam (450 Liter Volumen), musste ich mir etwas anderes einfallen lassen, denn es wurde einfach zu umständlich, ständig auf die Fäulnis der Blätter zu achten und sie  auszutauschen, bevor sie unansehnlich wurden und zerfielen.

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Linkes Fass 14 Tage, Rechtes Fass vier Wochen nach dem Ansatz (gebrauchsfertig)

Die Größe unseres Gartens brachte mich damals auf die Idee, Schwarzwasser außerhalb des Aquariums herzustellen – in Plastikfässern. Mittlerweile sind es jedes Jahr 16.000 Liter, die ich aus Regenwasser und einheimischem Laub (ungefähr 30 Säcke à 120 Liter Inhalt) „braue“. Dazu verwendete ich anfangs Eichen- und Rotbuchenblätter und setzte Erlenzapfenwasser zu. Seit dem vergangenen Jahr benutze ich nur noch das Laub der Rotbuche, da die Färbung des Wassers dann intensiver ist als bei Einsatz von Eichenlaub.

Mario Hamann, Bild 2

Die verwendeten einheimischen Naturprodukte: Eichenblätter, Rotbuchenlaub und Erlenzapfen

In meinem Garten stehen nun neun 200-Liter-Fässer. Vom Ansatz bis zum fertigen Schwarzwasser dauert es, je nach Außentemperatur, vier bis sechs Wochen. In den ersten beiden Wochen ist das Wasser in den Fässern noch trüb, es klärt sich aber innerhalb der beiden folgenden Wochen zusehends. Ab der vierten Woche hat es eine mehr oder weniger intensive, bräunliche Färbung und ist nun einsatzbereit. In den Wintermonaten stelle ich die Fässer frostsicher in einem Nebenraum des Hauses auf.

Das Schwarzwasser verwende ich in meinem eigenen Aquarium (siehe DATZ 4/2012, „Die grüne Hölle in meinem Wohnzimmer“). Zum Einsatz kommt es aber auch in mehreren Schaubecken meines Vereins, der Aquarienfreunde 1980 Krumbach e.V., sowie in vielen Bassins von Vereinsfreunden und Aquarianern der Umgebung, darunter auch Zuchtbecken für Wirbellose wie Garnelen.

Meinem Aquarium führe ich das Schwarzwasser beim 14-täglichen Wasserwechsel ungefiltert zu. Die enthaltenen Schwebeteilchen werden schnell vom Filter aufgenommen, und die zunächst kräftige Braunfärbung lässt innerhalb von zwei bis vier Tagen deutlich nach. Der Pflanzenwuchs ist sehr gut. Das Algenwachstum hat sich seit dem Einsatz des Schwarzwassers erheblich reduziert. Ich stellte fest, dass die sonst häufig an Anubias auftretenden Veralgungen und die bei Javafarn (Microsorum pteropus) auf der Blattoberseite zu beobachtende Fleckenbildung weitestgehend ausblieben. Der Einsatz von Medikamenten war, seitdem ich Schwarzwasser verwende, nicht mehr notwendig. Bei der Neueinrichtung von Aquarien lässt sich die Einlaufzeit halbieren, weil das Schwarzwasser bereits „fischgerecht“ ist.

Mario Hamann, Bild 3

Von links nach rechts und von oben nach unten: Schwarzwasser (eine, zwei und vier Wochen nach dem Ansatz) im Vergleich zu Erlenzapfen-Wasser (zwei Wochen nach dem Ansatz)

Mir ist es wichtig, dass ich meine Fische artgerecht und gesund halte, und zwar so preisgünstig wie möglich – unter Verwendung einheimischer, nachwachsender Rohstoffe (Laub) sowie kalkfreien, weichen Regenwassers, das gratis vom Himmel fällt.

Literatur
Steinberg, C. E. W. (2008): Ohne Huminstoffe kein Fischleben im Schwarzwasser. – Betta News 3/2008: Seite 18.
Linke, H. (2011): Herbstzeit ist Laubzeit. – Betta News 4/2011: Seite 13.

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© Mario Hamann